Donnerstag, 14. November 2013

Stabilität

Die Kaltzeit
nagt sich in den Bäumen
und auch
in den schwarzen Schatten der Wälder voran.

Ich wachse
dem gefrorenen Holz hinzu.

Lege mich in die Lähmung,
die in der Dämmerung
vom Horizont sich löst.
Mit dem langsameren Schwingen
der Teilchen
im Kristallgitter
senkt
sich die Ruhe
zur höheren Gleichgültigkeit
hinab.
Ich falle nicht aus dem Tagesgang,
keine Zufallsbewegung auf zackelndem Kurs.
Die Kälte führt mich stabil.

Mittwoch, 13. November 2013

Zu Türmen

Zusammengekauerte Ziellosigkeit versickert in trockenen Stäuben holzbedielter Böden. Aus dem Stand steigt kein Seufzer auf die Seite der Nacht – vom Schlaf ein Stück Seele herunter geschnitten. Rapid Eye Movements fächern Traumsalven in die stickige Luft. Querstreifiges Fleisch in nächtlicher Lähmung. Bette ich den Blick unter der ausgewalzten Haut zwischen Salzkrusten und losgelösten Gedankensprüngen.
Der Schweiß tropft etwas Zeit in die verrinnende Nacht. Das morsche Kopfholz reiht Tod an Tod. Im Hirnschnitt  ineinander gesetzter Kreise verstorbener Jahre aus abgegessenen Tellern zu Türmen gestapelt.

Dienstag, 12. November 2013

Hinter unruhigen Bildfolgen

Fleckige Tapeten schleifen meinen Blick bis hinter all die Fenster, die im Lauf der Zeit aus dunklen Seelenkammern in die Freiheit führten.
Aus langsamem Schlaf zerstoßen aussetzende Atemzüge alle schnell geträumten Welten in ständigen Versprüngen zu Hirngeflatter.
Noch im Fallen aus tiefer Muskelstarre quittiert das zurückgelassene Gespinst nachtstaubiger Geister des Morgens Leichtigkeit mit einem Grollen.
Flache Zungenschläge, die sich bis in die Staubbeläge einstudierter Fuchtelgesten hindurchlachen. Dort wartet man auf mich.
Die Felder bestellt mit Zeitvorsätzen hinter unruhigen Bildfolgen. Die eingedampfte Morgenschwere spiegelt sich in regennassem Wolkenspiel.

Montag, 11. November 2013

Trennen

Schwärzliches Gestehe, fußwärts das sohlige Drängen. Im erdigen Gebälk schließen mit verschossenen Hirnen die Herzen im Augengebrüll.
Die ausholzende Spur in den faserigen Bahnen des Hypothalamus drückt lösungsbefrachtetes Blut hitzig in den Vorlauf auslebiger Stunden, die künden von Wasser und Brot.
Sprich nieder die Zeit der aufgefächerten Blätter, eng mit ausgeflatterten Buntstäuben beschrieben, die stoben von tanzenden Neuflüglern im  Aufwind über den Wiesen. Die beidhändig gehaltenen Fächer, die stoß ich gegen den Grund zu Blöcken zusammen und werfe den zischenden Atem aus spitzigen Lippen gegen die scharfschnittrig papiernen Kanten. So trennt sich mit zischelndem Summen Fläche von Fläche.

Samstag, 9. November 2013

Hinterm Lippenrot

Die Morgennässe die mit sanfter Frische zwischen Mauern und in Straßenfluchten, kühl meine Haut benetzend, sich auf die Stirn mir legt .
Das erste Blut des Monats ist schon längst geflossen und das Verblassen des Mondes umschließt wie weißliches Myzel den Aufschrei der niedergerungenen Nacht.
Das Speiseeis kalbt hinterm Lippenrot.
Hinter unseren Augen sammelt die Nacht ihre Krieger. Mit düsteren Schwüngen über den Gruben schlafloser Träume pendeln angeseilte Atemzüge und schlagen von innen gegen bronzene Glockenhäute.
Weckt die schlafenden Stunden. Weckt sie auf und führt sie zu Tisch. Gebt ihnen die Sehnsucht zu essen und zu trinken den Wind, der weht die herbstlichen Hügel hinauf.

Donnerstag, 7. November 2013

Die Vertreibung der Zeit

Von der Sackhaut ein Stück über den Vorhof des Morgens gestülpt – im Nabelwasser einen Hauch des angehaltenen Atems verborgen, mit dem blies ich einst das letzte braune Blatt vom Strauch des vergangenen Winters.
Die Staffelung der Gesichter durch die Zeit, eine Ahnenreihe des eigenen Ichs in der Abfolge unzähliger Momente.
Wo bleibt die Trockenheit des Sommers, der Duft nach frisch gemähtem Korn, der heiße Atem, mit dem die Stadt mich früher so oft durch ihre engen Gassen und über ihre weiten Plätze trieb?
Vom Herzklopfen blieb die Nulllinie, wie ein endloser Faden zum Auffädeln gleichförmiger Momente, stets aufs Neue frisch vertriebener Zeit.

Mittwoch, 6. November 2013

In alle Himmel

Wer spart
das Leben sich vom Munde ab?
Gezählte Lippenrisse.
Geseufzter Speichelfluss.
Abgesenkte Zeit, die vom Hirn
in alle Himmel
sich verströmt.

Ins Spiel

im Grenzfluss
unterm Federkiel bleibt die Linie,
die sich zu Worten schlingt.
Vom Kopf stürzt
Auflösung sich auf die Welt,
trennt Baum vom Strauch vom Kraut.
Bring mich ins Spiel

Dienstag, 5. November 2013

Mit dem Schattenhauch

Das Fingerlied sang ich dir vom 
dunklen Fels auf der Nachtseite 
des Auges.
Nur ein Steinlicht vom großen Wurf,
liegt das Schmerzmeer
unterm Tagesfell begraben.

Den Laut der geduldeten Wunde sang ich dir vom
tiefen Schlaf auf der Tagseite
des Ohrs.
Nur ein Schattenhauch vom großen Sturz
sitzt der Wonnestrand
dem Nachtlicht auf.